Hey wird sind Heiden...
Weil es so schön zum Thema des Beitrags passt, und mir gerade danach ist, ein wenig Sound ins Captains Log zu bringen:
Vielleicht eine kleine Anmerkung vorab: Hier finden sich bei weitem nicht alle Heiden wieder, und auch nicht alle stehen auf diese Art des Humors. Ich ja schon... ;-)
Der gute Don Parrot meinte in einem Kommentar:
Ist vielleicht mal an der Zeit, meinen geneigten Lesern ein wenig über Heiden zu erzählen. :-)
Alchemilla schreibt in ihrer Antwort dazu:
Don hat schon recht: Der Begriff Heide stammt ursprünglich von der katholischen Kirche und bezeichnet Nicht- bzw. Andersgläubige mit einem eindeutig negativen Hintergrund. Im Speziellen ging es der Kirche darum, die Naturgläubigen auszugrenzen, also diejenigen, die ihren Glauben und ihre Religion in der Natur gesucht und gefunden hatten.
Vor garnicht allzu langer Zeit, mit dem Aufkommen des Neu-Heidentums, nahmen viele Naturgläubige den Begriff des Heidens für sich persönlich an, und interpretierten ihn positiv. Ähnliches geschah mit dem Begriff des Schwulen durch unsere Schwulenbewegung.
Die heidnische Szenen ist zutiefst heterogen, es gibt kaum gemeinsame Nenner. Das fängt schon bei der Tatsache an, dass einige den Begriff Heiden wegen der immer noch herrschenden negativen Interpretation ablehnen, und sich Paganen (aus dem Englischen von Pagan) oder dergleichen mehr nennen.
Viel schwieriger wird es aber, wenn man den Begriff mit Inhalten füllen will, denn die wenigsten Heiden glauben dasselbe.
Die Anzahl der Götter schwankt zwischen Null wie bei den Animisten, über einen - wobei das recht häufig eine Göttin ist - oder auch einem Götterpärchen bis hin zu einem gut gefüllten Götterhimmel, ähnlich dem, was die griechische Antike so vorhält.
Ähnlich uneinheitlich sieht es bei den Strömungen und ihren Inhalten auf: Da gibt es Wikinger, Druiden, Wicca, Asatru und dergleichen mehr. Das aufzulisten und einen Überblick zu geben würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen.
Deshalb kann man wohl sagen, dass die meisten Heiden sich für die ein oder andere Form des Naturglaubens interessieren, bei dem die Natur eine - wenn nicht die - zentrale Rolle spielt. Feste richten sich nach dem Mond- und Sonnenstand, das Leben nach dem Jahreskreis und dergleichen mehr.
Wie bereits gesagt wird es mit dem Rest schwierig. Auf der diesjährigen PFI-Konferenz haben wir genau darüber diskutiert, und konnten uns lediglich auf diesen gemeinsamen Nenner einigen.
In vielen Gesprächen bekommt man mit, dass die meisten sich ihren Glauben selbst gesucht hatten. Da ist die Unzufriedenheit mit dem Glauben, den man von Geburt aus kennen gelernt hat, oder auch eine unbestimmte Leere, die man füllen möchte. Unbeantwortete Fragen hört man ebenfalls häufig.
Desweiteren gibt es eine Gruppe, die als Umschreibung angibt, gerufen worden zu sein. Diese Menschen haben irgendwann mal etwas erlebt, was mit ihrem bisherigen Weltbild nicht zusammen passte, oder aber, sie haben von den Wesen und Kräften, die am Ende ihr Glaubensbild ausfüllen, einen Wink bekommen. Schamanen der indigenen Stämme erzählen ja z.B, das sie von der Geisteswelt für die Arbeit des Heilers auserkoren worden sind. So ähnlich ist das hier auch.
Viele lehnen durch den Glauben gesetzte Dogmen ab. Als ich noch aktiv auf der Suche nach meinem Glauben war, stolperte ich über die Ba'hai, eine recht junge, moderne Form des Christentums. Damals stand die Sache mit der Reinkarnation für mich bereits fest. In einem Gespräch mit einem der Ansprechpartner in der Münster fragte ich deshalb danach, und bekam ein Ba'hai glauben da nicht dran als Antwort. Damit war die Sache für mich gestorben.
Es gibt viele - darunter auch ganz gerne Kirchenvertreter - die diese offensichtliche religiöse Willkür kritisieren und als oberflächlich abtun. Dabei weiß ich nicht, was an einer wirklich ernst gemeinten Suche oberflächlich sein soll. Es mag ja sein, dass es Menschen gibt, die sich ihren Glauben so definieren, dass sie möglichst faul sein können, die Regel sieht aber zumindest in heidnischen Kreisen anders aus.
Denn zu suchen bedeutet, sich zu überlegen, was für einen selbst wichtig ist, selbst auszuprobieren und auch selbst zu fühlen. Das kann niemand für einem selbst tun. Es gibt keine heidnische Bibel, aber eine ganze Bibliothek an unterschiedlichen Büchern zu vielen unterschiedlichen Themen. Suchen bedeutet Arbeit, es heißt, sich damit auseinander zu setzen.
Am Ende der Reise steht dann ein Glaube, der einen wirklich ausfüllt, von dem man überzeugt ist, und der sich richtig anfühlt. Man fühlt die Wirkung des Rituals, geht in einem solchen gänzlich auf, und fühlt sich der Natur als Ganzheit einfach nur nah. Der Satz "Wir sind ein Teil der Natur" ist dann kein einfacher Satz mehr, sondern ein Gefühl.
An Stelle extern auferlegter Glaubenssätze und Dogmen treten Regeln, denen man sich selber unterwirft bzw. die man sich selber auferlegt, denn jeder Glaube führt zu ethischen und moralischen Grundsätzen. Interessanterweise schränken einen diese Regeln nicht ein, vermutlich weil sie kein "Du darfst das nicht" enthalten, sondern einen Rahmen bilden, in dem die eigene Glaubensarbeit wie Rituale und Feste eingebettet ist.
Von daher kann ich mit dem Begriff Heide recht gut leben, vor allem weil er manchmal eine nette, gut funktionierende Abgrenzung gegenüber einigen Christen ist. ;-)
Vielleicht eine kleine Anmerkung vorab: Hier finden sich bei weitem nicht alle Heiden wieder, und auch nicht alle stehen auf diese Art des Humors. Ich ja schon... ;-)
Der gute Don Parrot meinte in einem Kommentar:
Ansonsten stößt mir der Begriff 'Heide' etwas übel auf. Andersgläubiger oder Atheist würde es doch auch tun, oder? Und ohne den negativen Beigeschmack, den ich - vermutlich Dank der katholischen Kirche - beim begriff 'Heide' empfinde.
Ist vielleicht mal an der Zeit, meinen geneigten Lesern ein wenig über Heiden zu erzählen. :-)
Alchemilla schreibt in ihrer Antwort dazu:
Die Begriffe "Andersgläubiger" oder "Atheist" würden es für mich nämlich nicht tun.
Ich bin keine Atheistin, denn ich glaube an das Göttliche. Und "andersgläubig" ist zu weit gefächert. Da könnte ich Muslima, Hinduistin, Buddhistin oder sonst was sein.
"Heide" grenzt es zwar auch nicht so weit ein, da es da viele Richtungen und Strömungen gibt, aber doch zumindest sehr viel mehr als "Andersgläubiger".
Denn in meinen Augen wärst du dann ja auch ein Andersgläubiger, dennoch würde ich das nicht sagen, sondern "Katholik", da das die Bezeichnung dafür ist.
Don hat schon recht: Der Begriff Heide stammt ursprünglich von der katholischen Kirche und bezeichnet Nicht- bzw. Andersgläubige mit einem eindeutig negativen Hintergrund. Im Speziellen ging es der Kirche darum, die Naturgläubigen auszugrenzen, also diejenigen, die ihren Glauben und ihre Religion in der Natur gesucht und gefunden hatten.
Vor garnicht allzu langer Zeit, mit dem Aufkommen des Neu-Heidentums, nahmen viele Naturgläubige den Begriff des Heidens für sich persönlich an, und interpretierten ihn positiv. Ähnliches geschah mit dem Begriff des Schwulen durch unsere Schwulenbewegung.
Die heidnische Szenen ist zutiefst heterogen, es gibt kaum gemeinsame Nenner. Das fängt schon bei der Tatsache an, dass einige den Begriff Heiden wegen der immer noch herrschenden negativen Interpretation ablehnen, und sich Paganen (aus dem Englischen von Pagan) oder dergleichen mehr nennen.
Viel schwieriger wird es aber, wenn man den Begriff mit Inhalten füllen will, denn die wenigsten Heiden glauben dasselbe.
Die Anzahl der Götter schwankt zwischen Null wie bei den Animisten, über einen - wobei das recht häufig eine Göttin ist - oder auch einem Götterpärchen bis hin zu einem gut gefüllten Götterhimmel, ähnlich dem, was die griechische Antike so vorhält.
Ähnlich uneinheitlich sieht es bei den Strömungen und ihren Inhalten auf: Da gibt es Wikinger, Druiden, Wicca, Asatru und dergleichen mehr. Das aufzulisten und einen Überblick zu geben würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen.
Deshalb kann man wohl sagen, dass die meisten Heiden sich für die ein oder andere Form des Naturglaubens interessieren, bei dem die Natur eine - wenn nicht die - zentrale Rolle spielt. Feste richten sich nach dem Mond- und Sonnenstand, das Leben nach dem Jahreskreis und dergleichen mehr.
Wie bereits gesagt wird es mit dem Rest schwierig. Auf der diesjährigen PFI-Konferenz haben wir genau darüber diskutiert, und konnten uns lediglich auf diesen gemeinsamen Nenner einigen.
In vielen Gesprächen bekommt man mit, dass die meisten sich ihren Glauben selbst gesucht hatten. Da ist die Unzufriedenheit mit dem Glauben, den man von Geburt aus kennen gelernt hat, oder auch eine unbestimmte Leere, die man füllen möchte. Unbeantwortete Fragen hört man ebenfalls häufig.
Desweiteren gibt es eine Gruppe, die als Umschreibung angibt, gerufen worden zu sein. Diese Menschen haben irgendwann mal etwas erlebt, was mit ihrem bisherigen Weltbild nicht zusammen passte, oder aber, sie haben von den Wesen und Kräften, die am Ende ihr Glaubensbild ausfüllen, einen Wink bekommen. Schamanen der indigenen Stämme erzählen ja z.B, das sie von der Geisteswelt für die Arbeit des Heilers auserkoren worden sind. So ähnlich ist das hier auch.
Viele lehnen durch den Glauben gesetzte Dogmen ab. Als ich noch aktiv auf der Suche nach meinem Glauben war, stolperte ich über die Ba'hai, eine recht junge, moderne Form des Christentums. Damals stand die Sache mit der Reinkarnation für mich bereits fest. In einem Gespräch mit einem der Ansprechpartner in der Münster fragte ich deshalb danach, und bekam ein Ba'hai glauben da nicht dran als Antwort. Damit war die Sache für mich gestorben.
Es gibt viele - darunter auch ganz gerne Kirchenvertreter - die diese offensichtliche religiöse Willkür kritisieren und als oberflächlich abtun. Dabei weiß ich nicht, was an einer wirklich ernst gemeinten Suche oberflächlich sein soll. Es mag ja sein, dass es Menschen gibt, die sich ihren Glauben so definieren, dass sie möglichst faul sein können, die Regel sieht aber zumindest in heidnischen Kreisen anders aus.
Denn zu suchen bedeutet, sich zu überlegen, was für einen selbst wichtig ist, selbst auszuprobieren und auch selbst zu fühlen. Das kann niemand für einem selbst tun. Es gibt keine heidnische Bibel, aber eine ganze Bibliothek an unterschiedlichen Büchern zu vielen unterschiedlichen Themen. Suchen bedeutet Arbeit, es heißt, sich damit auseinander zu setzen.
Am Ende der Reise steht dann ein Glaube, der einen wirklich ausfüllt, von dem man überzeugt ist, und der sich richtig anfühlt. Man fühlt die Wirkung des Rituals, geht in einem solchen gänzlich auf, und fühlt sich der Natur als Ganzheit einfach nur nah. Der Satz "Wir sind ein Teil der Natur" ist dann kein einfacher Satz mehr, sondern ein Gefühl.
An Stelle extern auferlegter Glaubenssätze und Dogmen treten Regeln, denen man sich selber unterwirft bzw. die man sich selber auferlegt, denn jeder Glaube führt zu ethischen und moralischen Grundsätzen. Interessanterweise schränken einen diese Regeln nicht ein, vermutlich weil sie kein "Du darfst das nicht" enthalten, sondern einen Rahmen bilden, in dem die eigene Glaubensarbeit wie Rituale und Feste eingebettet ist.
Von daher kann ich mit dem Begriff Heide recht gut leben, vor allem weil er manchmal eine nette, gut funktionierende Abgrenzung gegenüber einigen Christen ist. ;-)
cptsalek - 25. Nov, 22:37