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    Glaube an sich ist nicht das Problem und bringt auch niemanden um

    Zu Pfingsten, und bedingt durch diverse Aktivitäten der christlichen Kirchen regen sich hier und da wieder die Atheisten, die proklamieren, das Glaube schlecht sei. So z.B. im Forum von heise.de als Reaktion auf den Beitrag Kurzes Wort zum Sonntag: Twitter-Rekordversuch mit Bibeltexten gelungen. Dort schreibt ein Teilnehmer:
    Zum Glück nimmt der Glaube in Deutschland immer weiter ab.

    Ich finde diese Einstellung bedenklich.
     
    Echter Glaube ist mehr als ein Lippenbekenntnis, sondern bedeutet, sein Leben auf bestimmte Grundlagen zu stellen, also grob umrissen ethische und moralische Werte zu leben. Das muß definitiv nicht im Rahmen einer der großen Religionen geschehen, auch nicht durch eine Spiritualität. Es sind die Werte, von denen man glaubt, das sie für einen selbst und alle anderen gut sind. Für sich selbst, weil es in aller erster Linie darum geht, eine Handlungsrichtlinie für sich selbst zu haben, die einem den nötigen Rückhalt gibt, sicher agieren zu können. Alle anderen deshalb, weil jedwede Handlungsrichtlinie unnötig wäre, wenn man sie nicht zur Abgrenzung gegenüber, zur Auseinandersetzungen und zum Leben mit anderen benötigen würde. Werte regeln eben auch den Umgang mit der Welt an sich.
    Von daher sind bei der Diskussion um den Glauben alle mit an Bord, unabhängig von Religionszugehörigkeit. Selbst Atheisten mit ihrer, mangels eines entsprechenden Beweises, Gottesablehnung. Die Frage des Fleischverzehrs ist ebenfalls eine des Glaubens, von daher sind hier auch menschliche Carnivoren, Vegetarierer und Veganer betroffen.
     
    Glaube wird dann zu einem Problem, wenn Mensch ihn dazu benutzt, sich über andere zu erheben. Dabei ist es völlig unerheblich, aus welchem Grund. Sobald jemand sich wegen eines Glaubens, oder der gesteigerten Form, der Überzeugung meint, er sei besser als jemand anders, begibt er sich auf glattes Eis. Sich über andere erhaben zu fühlen führt zwangsweise zu Überheblichkeit. Viele Vegetarierer und Veganer wirken wie Krieger gegen den Fleischgenuß. Sicherlich kann man in eine Diskussion über den Fleischverzehr allgemein gehen, das ist aber eine Frage des Stils und damit der Herangehensweise und des Fingerspitzengefühls. Genauso wie Demonstrationen, Mahnwachen und alle anderen demokratischen Ausdrucksformen bis hin zu zivilen Ungehorsam meiner Meinung nach vertretbar sind.
    Danach kommt aber die Ebene, wo Menschen körperlich oder geistig verletzt werden. Wenn Arbeitgeber wegen ihrer Religion Mitarbeiter anderen Glaubens nicht einstellen, wenn Menschen deshalb auf Scheiterhaufen gestellt und verbrannt werden, dann ist eine Grenze überschritten worden. Wenn im Namen der Religion dazu aufgerufen wird zum Schwert zu greifen und alle Ungläubigen zu töten, dann ist das nicht akzeptabel.
    Hier macht es aber auch keinen Unterschied, ob es Gotteskrieger sind, die den eigenen Glauben verteidigen und verbreiten wollen, oder Soldaten, der dasselbe mit dem Vaterland machen. Letztere bringen Tod und Verderben, weil sie meinen, ihr Land oder auch ihre Staatsform sei besser als die anderen. Sie handeln vielleicht sogar in der Absicht und Überzeugung, etwas Gutes zu tun, aber wie gut kann etwas sein, wenn auf der anderen Seite Menschen sterben?
    Sehr schön finde ich das z.B. auch, wenn ich Aussagen höre wie, "wir bringen dem Irak die Demokratie." Eine solche Aussage impliziert eine ganze Menge:
    • Der Sprecher hält die Demokratie im Vergleich zu anderen Staatsformen für überlegen.
    • Er hält einen militärischen Einsatz für einen Akt der Nächstenliebe.
    • Er glaubt, den Menschen würde es mit Demokratie besser gehen
     
    Natürlich habe ich nicht Vergessen, das Saddam Hussein eine Person war, der für Folter, Mord und Totschlag verantwortlich war. Dann aber von den Irakern zu Erwarten, sie sollten sich freuen, geht ein wenig zu weit. Die Iraker müssen doch auf die Aussage "Wir bringen Euch die Demokratie" reagieren, als würde unsereins zu Weihnachten ein Geschenk bekommen, von dem er gar nicht weiß, was er damit machen soll. "Demokratie? Toll, und was mache ich damit jetzt?"
    Versteht mich bitte nicht falsch, aber ein solcher Unterfangen ist, und das ist in unserer westlichen Kultur oftmals zu betrachten, von einer gehörigen Portition Ignoranz geprägt. Das Morgenland war noch nie demokratisch, die Menschen dort wissen gar nicht, wie die Demokratie funktioniert. Deshalb ist auch fraglich, warum sie damit glücklich sein sollten. Hier werden die eigenen Grundsätze auf andere projiziert -- mangels besserem Wissen in diesem Fall.
     
    Ergo: Glaube ist zwar was tolles, jedoch sollte man vorsichtig sein, wenn man versucht, ihn anderen über zu stülpen. Besser, wenn auch aufwendiger, ist es sicherlich, wenn man versucht, sein Gegenüber kennen zu lernen, um zu verstehen, warum die Dinge sind, wie sie sind. Warum sich ein Mensch oder auch ein Volk sich so verhält, und woher eine bestimmte Meinung kommt.

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