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    Knuffig: Steueridentifikationsmerkmal ist kein Verwaltungsakt

    Ich hatte, nachdem meine höchst eigene, bundeseinheitliche Steueridentifikationsnummer* bekommen zuhause ankam, Widerspruch gegen die Zuweisung eingelegt.
    Heute kam dann ein freundliches Schreiben vom Bundeszentralamt für Steuern. Rechts oben ein schwarz/graues, aus Punkten bestehendes "D", daneben die Worte "Freiheit, Einheit, Demokratie". In diesem Schreiben, das keinen Bearbeiter erkennen läßt, wird mir mitgeteilt, dass derzeit beim Finanzgericht Köln mehrere allgemeine Leistungsklagen nach § 40 Abs. 1 letzte Alternative Finanzgerichtsordnung (FGO) und Feststellungsklagen nach § 41 FGO gegen die Zuteilung der Steueridentifikationsnummer* abhängig seien, Urteile aber noch ausstünden.
    In diesem Schreiben wird mir nahe gelegt, das Einspruchsverfahren ruhen zu lassen, bis die Urteile da seien. Sollte ich eine Vortführung des Verfahrens wünschen solle ich dies mitteilen, in diesem Falle müßte der Einspruch aber abgelehnt werden. Die Zuteilung des Steueridentifikationsnummer* ist aber nach behördlicher Auffassung kein Verwaltungsakt.
     
    Bitte was ist diese Nummer nicht? Bzw. was ist die Steueridentifikationsnummer* denn, wenn es kein Verwaltungsakt ist? Ist die nicht dafür da, den Austausch von Daten zu erleichtern, und hat das nicht sogar ausschliesslich Verwaltungsgründe? Wobei: Freunde von uns haben ja unlängst erfahren, dass das mit der Steueridentifikationsnummer* von der Wiege bis zur Bahre wörtlich zu nehmen ist. Kurz vor Weihnachten kam ihr Sohn auf die Welt, eine Woche später bekam er seinen ersten, eigenen Brief. Und der war nicht von der Kinderlebensmittelzubehörindustrie...
     
    *) Ich fühle mich immer häufiger an die dystopische Rollenspielwelt von Shadowrun erinnert: Dort kommt es nach den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts zu einem immer größeren Einfluß der großen Firmen. Um 2060 herum, wo das Rollenspiel ansetzt, gibt es dann zwei große Gruppen von intelligenten Lebewesen: Diejenigen, die eine SIN besitzen, und die SINlosen. SIN steht bei Shadowrun zwar für "Systemidentifikationsnummer", aber das in diesem Zusammenhang auch nicht mehr als Wortklauberei.
    Spannend ist, das SINlose bei Shadowrun ausserhalb des Systems stehen, keine Versicherungen haben und damit auch keine Rechte auf irgendeine staatliche Versorgung. Das alles klingt irgendwie erschreckend realistisch...
    jal (Gast) - 9. Apr, 23:09

    Und was nun?

    Dasselbe Schreiben bekam ich heute.

    Was machst Du jetzt:

    - abwarten, was aus den Klagen wird?
    - selbst klagen?
    - Einspruch einlegen?

    cptsalek - 10. Apr, 13:14

    Keine Ahnung, ehrlich gesagt

    "Ich bin Systemadministrator, und kein Rechtsanwalt" (frei nach Pille, Star Trek ;-)

    Ich denke es ist an der Zeit, mir mal einen Rechtsbeistand zu besorgen, um genau diese Fragen und Möglichkeiten zu erörtern.
    Steuerrecht gehört nicht gerade zu meinen Stärken, und ich kann nicht abschätzen, was die einzelnen Optionen bedeuten. Macht es Sinn, selbst zu klagen? Mit was für Kosten muß ich dann rechnen? Lohnt sich das? Oder klagen sowieso schon Organisationen, die sich damit auskennen, und die man besser finanziell untersützen kann?
    Grob zusammen gefasst läuft dieses Schreiben ja darauf hinaus, dass wir jetzt mal besser den Ball flach halten sollen, also abwarten und Tee trinken, weil ansonsten die Ablehnung des Einspruchs droht. Ich kann aber auch nicht abschätzen, ob durch dieses Abwarten andere Optionen ablaufen würden.
    Das Osterwochenende ist ja noch lang, da gibts genug Zeit, mich mit diesem Thema intensiver zu beschäftigen. Und nächste Woche rufe ich mal bei meiner Rechtsschutzversicherung an.
    Aurisa - 9. Apr, 23:20

    Oh ja Shadowrun... ist mir ein Begriff...
    Ich hab es zwar nur einmal gespielt, aber ich kenn das Setting...
    Mir war das zu düster...
    Und ja ich musste auch neulich daran denken, daß wir uns immer mehr diesem Szenario nähern... nur ohne die Magie...
    Und wenn man den aktuellen Verschwörungstheorien (?) glauben will, dann bekommen wir ja in absehbarer Zukunft alle einen ID-Chip verpasst... und ohne den geht nichts mehr von der Wiege bis zur Bahre...
    Schöne neue Welt...
    Viele Grüße
    Aurisa

    CptCalhoun - 10. Apr, 11:05

    Der Vergleich ist echt treffenend.
    cptsalek - 10. Apr, 13:19

    ID-Chip

    Wenn das mit dem ID-Chip kommen sollte, was ich derzeit noch nicht unbedingt sehe, dann könnte es echt lustig werden. ;-)
    Es laufen Experimente in den Staaten, die Krankenversicherungsnummer in einen RFID-Chip zu implantieren. Generell kein Problem, bei uns werden Hunde und Katzen ja auch "gechipt", die Hardware ist diesselbe.
    Der Nachteil: Ein solcher Chip läßt sich bereits aus relativ hoher Entfernung ablesen. Um damit Schindluder braucht man nichts anderes, als ein RFID-Gerät, das lesen und schreiben kann, sowie die entsprechenden Chips. Ist alles auf eBay für wenig Geld zu bekommen.
    Dann kann man sich die Krankenversicherung eines völlig Fremden in den Arm injizieren.
    Und bei dem Technikvetrauen vieler Menschen wird es keine weitere Überprüfung geben.
    Aurisa - 10. Apr, 13:50

    Die Möglichkeit des Missbrauchs so eines persönlichen RFID-Identitätschips durch 'liebe' Mitmenschen ist für sich alleine schon übelst genug...
    Wirklich haarig wird es aber, wenn man daran denkt, daß auch der Staat und große Firmen (Megaplexe...) diese ID-Chips zur Kontrolle der Menschen nützen könn(t)en...
    Irgendwann läuft dann alles inclusive Zahlungsverkehr nur noch über ID-Chip...
    Und wenn sich dann jemand bei denen da oben unbeliebt macht wird sein Chip einfach abgeschaltet...
    Ohne Chip kann man dann nichts mehr kaufen oder verkaufen... man hat keine Identität mehr... kann keiner Arbeit nachgehen, keine Wohnung mieten, keine Krankenversicherung abschliessen usw. usf.
    Man ist gesellschaftlich praktisch tot... existiert für die Gesellschaft faktisch nicht mehr... wenn man - Shadowrun lässt grüßen - ID-(Chip)-los ist...
    Da bleibt einem dann nur noch zu verhungern... oder sich mit anderen ID-losen zu einer eigenen Gesellschaft der außgestoßenen Underdogs zusammenzuschliessen... sofern das in so einer Gesellschaft überhaupt möglich ist...
    Auch früher hat man ja Menschen faktisch umgebracht indem man sie aus der Gemeinschaft ausgestoßen sie als nicht mehr existent erklärt hat...
    Und diese Zeiten könnten wir wieder bekommen...
    Nur hatten die Menschen früher eher noch die Chance dann wegzugehen und anderswo neu anzufangen...
    In einer hoch technisierten dicht besiedelten Welt wird das kaum noch möglich sein...
    Shadowrun... könnte am Ende noch ein zu optimistisches Szenario sein...
    Denn dort ist eine gewisse Gegenwehr immerhin noch möglich...
    Viele Grüße
    Aurisa
    CptCalhoun - 10. Apr, 14:24

    Firmen arbeiten schon mit RFID Chips. So werden die nämlich von einigen Firmen schon testweise in Verpackungen von Konsumgüstern z.B. Lebensmittel verwendet, wie ich diese Woche in einer Dkou des ZDF (Link gibt es bei mir im Blog) sehen konnte. Dort wurde z.B. dann auch das Sezenario abgehandelt das ein Mensch der ständig ein bestimmtest Medikament bei sich tragen muss, dann an Hand eines Chips im Medikament überwacht werden kann. Echt bitter. Zumal man dann auch schon die Sache mit dem Krankenkassenchip in der Lightversion hat. Denn durch den Chip lässt sich ein zurückverflogen um welches Medikament es sich handelt, und so folglich auch erschließen welche Erkrankungen der Mensch haben könnte.
    Aurisa - 10. Apr, 14:39

    Danke... die ZDF-Doku habe ich gesehen, aber auch nur, weil ich gut aufgepasst habe...
    Die hatten sie ja kurz vor Mitternacht gut versteckt... in der Fernsehzeitung stand auch was ganz anderes da im Programm...
    Und nur weil ein einziges mal (!) ein Programmhinweise dazu kam wusste ich überhaupt davon!
    Man kann schon ein wenig den Eindruck bekommen, daß es vielleicht gar nicht gewollt war, daß zu viele das sehen...
    Ja wir Steuern auf Zeiten zu gegen die Orwell's "1984" ein Dreck war...
    cptsalek - 10. Apr, 15:19

    Die Doku habe ich mir noch nicht angeschaut, ich kenne die Probleme von RFID-Chips allgemein aber, und habe hier im Blog auch schon drüber geschrieben.
    Generell ist es so, dass auch ein einfacher Chip, der sich auslesen läßt, jemanden identifizierbar macht, auch durch Bewegungsprofile und so. Das man, wenn es sich bei den Chips um ProduktIDs handelt, dann auch erkennen kann, was derjenige gekauft hat, ist ein unangenehmer Nebeneffekt. Das liesse sich nicht nur bei Medikamenten ausnutzen, sondern auch z.B. um in Geschäften einen Kunden, der RFID Chips in der Kleidung trägt, besser mit Werbung vollpumpen zu können. Es gibt da einige Firmen, die darüber nachgedacht haben, das zu tun.
    Die Doku werde ich mir dieses Wochenende mal anschauen, danke fürs posten @cptcalhoun.

    Ich sag ja: Den AK Vorrat gibt es nicht umsonst. ;-)

    @Aurisa: Bis dahin ist es wahrscheinlich noch ein paar Jahre hin, aber so wie hier unterschiedliche Entwicklungen gerade laufen, ist das gar nicht so unwahrscheinlich.

    Trotzdem wünsche ich Euch beiden an dieser Stelle mal frohe Ostern! Das Wetter ist toll, mit blauem Himmel, Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Zeit, das Leben zu geniessen! :-)
    CptCalhoun - 10. Apr, 16:56

    @Aurisa Stimmt die Sendezeit war echt nicht so prall. Ich bin halt auch nur zufällig beim Zeppen hängen geblieben. Das mit dem Willen das wenige Leute das sehen wollen kann sein. Immerhin kommt ja der Fraktionschef einer gewiessen deutschen Konservativen Partei nicht all zu gut in der Sendung weg. Schon blöd wenn man von einem Lobbyistentreffen kommt und dann ein Kamerateam vor der Tür steht.
    @ CptSalek Danke wünsche ich dir auch.

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