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    Mittwoch, 22. Juli 2009

    Da ist er wieder, der Linux Standard

    Jörg Möllenkamp schreibt in einem Artikel[1] darüber, das die GNU Tools nun in OpenSolaris den Sun eigenen Tools vorangestellt werden, was faktisch einer Ablösung der originalen Befehle durch die GNU Toolchain nahe kommt. Er meint, das die Sun Tools wegen fehlender Kommandozeilen Parameter und dergleichen häufig kritisiert würden, und die Entscheidung deshalb eine vernünftige sei.
    Naja, es dauerte ja auch nicht lange, bis die erste Stimme laut wurde, die davon sprach, das sich Solaris nun dem Standard annähert[2].
     
    Mensch, Ihr glaubt gar nicht, wie sehr mir dieser sogenannte Standard auf den Senkel geht. Mal ganz ehrlich, das ist kein Standard, bis auf die GNU Toolchain hat Linux nichts, was man als solchen bezeichnen könnte. Linux ist der Kernel, und alles andere wird über Distributionen gelöst, von denen jede einzelne meint, es besser zu machen als alle anderen. Das, was man (mich eingeschlossen übrigens) damals an Hoffnungen in Linux setzte, hat sich nicht erfüllt. Konkurrenz zu Microsoft? Ablösung von Windows? Hallo, Microsoft hat unlängst 20.000 Code Zeilen unter der GPL stehend für einen Hypervisor frei gegeben[3]. Noch Fragen?
    Ich fand das Geheule damals schon schlimm, nachdem Apple auf die Idee, die ZSH zur Standardshell zu machen. Da heulten alle Scriptkiddies, das die ja gar nicht so funktionieren würde wie ihre Bash.
    Sich mit anderen Platformen ernsthaft auseinander zu setzen und sich die eilweise diffizilen Unterscheide anzushen hat noch niemanden geschadet. Man lernt daraus eine Menge.
    Ich habe mittlerweile den Eindruck, das die Offenheit, die mal im Linuxlager vorhanden war, einer gewissen Arroganz oder Engstirnigkeit gewichen ist: Es muß so funktionieren, wie man das von Linux kennt. Sonst ist es doof.
    Deshalb hat IBM für AIX ja auch RPM adaptiert. Vermutlich schreien die Debianer nur nicht, weil AIX kommerziell ist und damit nicht ihre Baustelle. (Wobei mal ganz ehrlich .deb-Pakete immer schon besser waren als das, was RPM jemals geleistet hat, also eigentlich können die sich da ganz entspannt zurück lehnen.)
     
    Also für diejenigen von Euch, die es noch nicht mitbekommen haben sollten, weil sie vielleicht noch nicht so lange hier lesen oder nur durch Zufall hier gelandet sind: Ich war mal Pro-Linux eingestellt. Linux war mal cool. Dann kam der Hype die damit einher gehende Kommerzialisierung, und dann kamen mehrere WTF-("What the fsck", oder auf Deutsch: "Was zur Hölle") Momente auf meiner Seite, und das Thema war durch.
     
    1. http://www.c0t0d0s0.org/archives/5777-A-thought-about-the-PATH-and-the-GNU-Tools-in-OpenSolaris.html
      A thought about the $PATH and the GNU Tools in OpenSolaris
    2. http://blog.koehntopp.de/archives/2557-Opensolinux.html
      Opensolinux
    3. http://www.heise.de/open/Microsoft-veroeffentlicht-Hyper-V-Treiber-fuer-Linux-unter-der-GPL--/news/meldung/142262
      Microsoft veröffentlicht Hyper-V-Treiber für Linux unter der GPL

    Ein neuer Begriff von Effizienz muß her

    Wenn in der Arbeitswelt von Effizienz gesprochen wird, geht es meistens darum, Prozesse zu optimieren. Möglichst wenig Zeit sollen sie kosten, und möglichst günstig sein. Das spricht oftmals für Automation, und genau mit dieser Begründung werden selbst bei öffentlichen Arbeitgebern wie Städte und Gemeinden Menschen arbeitslos. "Wir müssen effizient arbeiten" habe ich mal in einem Interview von einem Mitarbeiter einer Stadt gehört, als es um diese unsäglichen Laubsauger bzw. -bläser ging.
    Dieses Argument finde ich aus öffentlicher Hand mal sehr erstaunlich, denn wenn die Stadt auf Kosten der Angestelltenzahlen effizienter wird, heißt das, das Menschen arbeitslos werden. Und das bezahlen immerhin all diejenigen, die in diesem Land noch einer bezahlten Arbeit nachgehen. Aber das nur am Rande.
    Ich bin mittlerweile der Überzeugung, das wir diesen Effizienzbegriff lange Jahre hinweg völlig falsch definiert haben. Eine Organisation die Menschen beschäftigt und sich auf die Fahnen geschrieben hat, das ihre Mitarbeiter zum Kapital gehören, kann nicht auf genau deren Kosten die Effizienz verbessern.
    Wenn es also wirklich um Menschen geht, warum denn nicht den Effizienz-Begriff so abändern, das man Menschen in Brot bekommt? Mal weniger Automation, dafür einen Menschen mehr beschäftigen. Und Arbeit muß menschenwürdig sein. Der Mensch, und ich glaube, da sind wir uns im Grunde alle einig, möchte von seiner Arbeit entweder erfüllt sein, oder, wenn das schon nicht geht, das Gefühl haben, das seine Arbeit etwas wert ist. D.h. das er oder sie an dieser Stelle gebraucht wird und etwas bewegt, oder hilfreich sein kann.
    Ich glaube das wir nur dann so etwas wie Vollbeschäftigung erreichen, wenn wir uns von den derzeitigen Prämissen, was Arbeit ist, und wie sie zu erbringen ist, lösen. Das ist aber keine Forderung, die nur an die Arbeitgeber zu richten ist, sondern uns alle angeht.
    So ist es denke ich auch mal lohnenswert, über das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) nach zu denken. Ich bin überzeugt das das BGE bei vielen, die arbeiten wollen, den Impuls auslöst sich etwas suchen, wo sie sich einbringen können. Und das das BGE dadurch viele neue Möglichkeiten bietet, und nicht nur in den Bereichen, wo derzeit ein Mangel an Fachkräften oder ein Mißverhältnis bei Betreuungsquoten und dergleichen herrscht.

    Was man ißt muß (vorher) sterben

    Folgendes Zitat stammt aus einem Artikel des Boston Globe[1]:
    Ideas: How does slaughtering your own animals affect your attitude toward eating meat?
    Carpenter: It’s important to realize that something dies when we eat it, and to cop to it. If you’re not OK with it, you shouldn’t eat it. If you see an animal die, then you know the price of meat and you know it shouldn’t be cheap. You shouldn’t waste it. You shouldn’t just eat meat all the time. It’s not sustainable, it’s not healthy, it’s bad for animals. It’s good to have meat as more of a ceremonial meal.
    Der ist so schön, dass ich den unkommentiert stehen lassen möchte.
     
    1. http://www.boston.com/bostonglobe/ideas/articles/2009/07/12/qa_novella_carpenter/
      Novella Carpenter: How much food can you really grow in a city?

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