In der Science Fiction kann man zwischen
Utopien und
Dystopien unterscheiden. Grob gesagt zeichnen Utopien dabei ein positives Bild unserer Zukunft, als Beispiel sei hier Star Trek TNG genannt, während Dystopien eine negative Ansicht darstellen. Zu letzterem zählen u.A. die Endzeitgeschichten oder auch Cyberpunk wie
Mad Max,
Blade Runner und dergleichen mehr.
Einfach ist die Unterscheidung natürlich nicht, mit dem Dominion-Krieg in DS9 und den Auseinandersetzungen mit den Vulkaniern in ENT hat auch Star Trek eine düstere Ausprägung bekommen. Andere Serien, wie z.B. der deutsche Langläufer Perry Rhodan läßt sich gar nicht so einfach einsortieren: Die aktuelle Handlung spielt einige Jahrtausende in der Zukunft, die Menschheit existiert noch, mußte sich aber fast unzählige Male gegen Aggressoren und andere Probleme durchsetzen.
An dieser Stelle wird es gleichermaßen interessant wie auch langweilig: Die Perry Rhodan Serie versteht sich darauf, heutige Probleme in die Zukunft zu transportieren und sie dort in einem fiktionellen Kontext zu beleuchten. Ähnlich ist es Star Trek ergangen: Nach dem positiven TNG mit klarer, antirassistischer Ausprägung holte die Realität die nachfolgenden Serien ein: Mit den Golfkriegen, "9/11" und Co. wurde die Handlung düsterer bzw. ersetzten kämpferische Auseinandersetzung diplomatisches Wirken und freundliches aufeinander zu gehen.
Dadurch entstand aber eine Leere, denn mir ist über den Zeitraum mehrerer Jahre keine Serie egal in welchem Medium bekannt, die die entstandene Lücke des Optimismus hätte schliessen können. Man kann natürlich mutmaßen, dass wir Ende der 90er/Anfang des neuen Jahrtausends diese Phase benötigten, und sie deshalb ihren Sinn hatte. Auf jeden Fall fehlte es ihr aber an positiven Visionen, die einen absichtlichen Konterpunkt zu düsterer Fiktion und Realität hätte darstellen können.
Nein, Science Fiction muß keine Realitätsflucht sein, auch wenn uns Fans das häufig vorgeworfen wird. Ich brauche aber auch keine Freizeitbeschäftigung, die ein ähnlich deprimierendes Bild zeichnet wie die Tageszeitung.
Ehrlich gesagt war das für mich einer der Gründe, nach über 20 Jahren mit dem Lesen der Perry Rhodan Serie aufzuhören: Immer größere Raumschiffe von immer schlimmeren Feinden drängen die Menschen in eine quasi aussichtslose Situation und zwingen sie dazu, sich mit allen Mitteln zu verteidigen. Und auch wenn in der aktuellen Handlung Parallelen zwischen den Chaotarchen und der Bankenkrise bestehen könnten (siehe dazu das folgende
Interview auf
telepolis.de) stellt sich die Frage, ob ich als Fan sowas brauche.
Der neue Star Trek Film schlägt genau in diese Bresche und ist somit Balsam für die Seele: Es war nach all den Jahren wieder auffällig, mit welcher geschauspielerten Normalität hier Menschen und Aliens Hand in Hand und an einem Ziel arbeiten. Das ist auch der eigentlich Kern hinter der Aussage:
Star Trek ist wieder da!
Zu diesem Artikel verleitet hat mich der Beitrag
Optimistic SciFi von
Yehuda Katz, der meine Gedanken zu dem Thema damit in eine Form gegossen hat und mir einen weiteren Grund zu meinem Frust über Perry Rhodan geliefert hat.
cptsalek - 24. Mai, 19:41